„Bäume sind Gedichte, die die Erde in den Himmel schreibt“ . . .

von Heidi Källner

Es ist Weihnachtszeit, die Zeit der stillen Krippen, die Zeit der stolzen Tannen. In jedem Dorf, an jedem Ort wirst du sie finden – manchmal mittendrin, manchmal leicht verborgen. 

Heute wandern meine Gedanken hinüber nach Mönchsdeggingen bis hin zum Buchberg.

Zwei Kirchen geben diesem Aussichtspunkt den christlichen Rahmen: die evangelische Stadtpfarrkirche St. Georg 

die evangelische Kirche am Kirchberg

und ein paar Schritte weiter die berühmte  Klosterkirche St. Martin, die „Wies im Ries“. Dazwischen steht die 1100 jährige „Gerichtslinde“ –  altehrwürdig und geschichtsträchtig.

Am Kirchberg, am steil abfallenden Hang zeigt sich die evangelische Kirche St. Georg mit ihrem für das Ries charakteristischen Wehrturm. Dieser trotzige Unterbau stammt vermutlich noch aus dem 11. Jahrhundert.

Weihnachtszeit, die Zeit der stillen Krippen – die Zeit der stolzen Bäume.

Es ist zwar keine Tanne, kein üblicher Weihnachtsbaum, und trotzdem ein ganz besonderes Kunstwerk in der Natur:

krumm und buckelig – ein offenes Buch der Natur

Etwa 60 Meter westlich von St. Georg wächst stolz und unverdrossen,  abgestützt von allen Seiten, ein Denkmal in der Natur von unbeschreiblich knorriger Schönheit, eine etwa 1100 jährige Lindedie Gerichtslinde von Mönchsdeggingen, ein ganz besonderes und seltenes Kulturgut.

1100 Jahre alte Dorf – und Gerichtslinde

Der Umfang des Hauptstammes in halber Höhe beträgt etwa 5 Meter. In einem Meter über dem Boden erreicht die Linde ungefähr 10 Meter Stammumfang, die gesamte Höhe ist etwa 20 Meter.

Vielleicht hat man in früherer Zeit darunter Gericht gehalten? Urkundlich nachzuweisen ist es nicht. Man erzählt sich, dass sich bis zum Ende des 18. Jahrhunderts ein Podium in der Krone des Baums befand. An besonderen Festtagen wurde dort in der Höhe, inmitten von üppigem Grün, fröhlich gefeiert und getanzt

Im Laufe der vielen Jahre, die diese geschichtsträchtige Linde auf ihrem Buckel trägt, hat sie manchen Sturm ertragen müssen und dadurch auch sehr gelitten. Große Löcher im Stamm waren für Pilze und Insekten ein willkommener Nistplatz.

Die Spuren des Alters sind deutlich zu sehen – der Wille zum Leben ist ungebrochen

Erst im Jahr 1961 wurde eine umfangreiche und fachgerechte Bausanierung durchgeführt. Zu seiner persönlichen Aufgabe machte dies F.H. Wiedemann, der langjährige Türmer vom Nördlinger Daniel und auch Pfarrmesner von Mönchsdeggingen. Er gab eigenes Erspartes und sammelte fremde Mittel, um durch die Sanierung das gesellschaftlich und geschichtlich bedeutsame Naturdenkmal zu erhalten.

Und noch etwas: die Gerichtslinde in Mönchsdeggingen wird seit September 2006 in der  „Liste der National Bedeutsamen Bäume“ im deutschen Baumarchiv geführt.

Eigentlich wollte ich „nur“ die Weihnachtskrippe unterhalb dieser „Dorflinde“ in Mönchsdeggingen vorstellen.

Sie hat sich auf dem Anton – Jaumann – Platz eine wunderbare Herberge ausgesucht. Die mit Kerzen geschmückte Tanne, der uralte Lindenbaum, sie laden ein zum Verweilen, zur Besinnlichkeit in der Weihnachtszeit mit dem Inhalt der uralten Erzählung der Weihnachtsgeschichte um das Geschehen in Bethlehem.

Ja so ist es: Bäume sind Gedichte, die die Erde in den Himmel schreibt

Und jetzt noch ein paar Gedanken zur Klosterkirche St. Martin in Mönchsdeggingen:

„die Wies im Ries“ so nennt sie der Volksmund. Der heutige Bau dieser Kirche stammt im Wesentlichen aus dem 18. Jahrhundert. Mit ihrer überaus prächtigen Innenausstattung im Rokokostil, die unter der Leitung des Bildhauers Johann Michael Fischer aus Dillingen entstand, erhielt sie wohl diesen liebevollen und besonderen Titel „die Wies im Ries“.

Die Klosterkirche „die Wies im Ries“ ein malerisches Innenleben

Die ursprüngliche Entstehung der Klosterkirche geht zurück bis ins 12. Jahrhundert. Zwei Barockorgeln gelten als Besonderheiten. Eine dieser Raritäten stellt eine liegende Orgel des Nördlinger Orgelbauers Paul Prescher (1693), die bayernweit einzige noch spielbare Chororgel dieser Art.

Von Dominikus Berkmüller aus Türkheim wurden die Altäre gestaltet. Als besonders sehenswert zeigt sich das Gnadenbild „unsere liebe Frau von Deggingen“ (gotische Schutzmantelmadonna). Zu diesem Gnadenbild wurden von 1725 bis 1803 Wallfahrten veranstaltet.

Mitte des 10. Jh. wurde das Kloster von Kaiser Otto I. gegründet. Es gilt als das älteste Kloster im Ries und befindet sich heute im Besitz der Mariannhiller  Missionare.

„Bäume sind Gedichte, die die Erde in den Himmel schreibt“ . . .

Die Friedenslinde, auch sie schmückt, erinnert und bestimmt den Ortskern von Mönchsdeggingen. Die Tafel der Erinnerung schreibt das Geburtsjahr 1871.

Die Friedenslinde: „Bäume sind Gedichte“ . . .

Trockene Infos, trotzdem wissenswert und das gerade auch zur Weihnachtszeit. Denn – über all diesen bemerkenswerten Schönheiten aus Stein und stolzen Bäumen führt ein Pfad  hinein in den „Zauberwald“. Ein Wald voller bunter Bäume.

Glaub mir, das Ries ist schon etwas ganz Besonderes, was Einzigartiges. Da gibt es zwar keinen Zoo – ABER  jede Menge Natur und Kultur, Wanderwege und Erlebnispfade, Radelrouten, Museen, Tore und Türme hochinteressante Geotope – der Zauberwald bei Mönchsdeggingen ist eine Teilstrecke vom Kühsteingeotop . . .

 

 

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